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43. Bundestagung vom 18. bis 20. Oktober 2023 in Bad Kissingen,Bayern
von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Thiemann, Vorsitzender der DLKG von 2011 bis 2023
Unter dem Motto »Digital, mobil und vernetzt – der ländliche Raum als Chancenraum« hat die Deutsche Landeskulturgesellschaft (DLKG) mit ihrer 43. Bundestagung vom 18. bis 20. Oktober 2023 in Bad Kissingen ein Thema aufgegriffen, das schon seit einigen Jahren intensiv diskutiert und behandelt wird. Die Tagung war jedoch nicht nur der Digitalisierung als solcher gewidmet, sondern vor allem der Frage, was die digitale Transformation für die ländlichen Räume und ihre Entwicklungsmöglichkeiten bedeutet.
Dabei spielen moderne Arbeitsplätze und damit verbunden attraktive Ausbildungsmöglichkeiten eine zentrale Rolle, weil sie die entscheidenden Haltefaktoren in strukturschwachen ländlichen Regionen darstellen.
Grundvoraussetzung ist selbstverständlich eine leistungsfähige Breitbandversorgung, die heute ebenso wie die klassischen Einrichtungen der Daseinsvorsorge zur notwendigen Grundausstattung der ländlichen Räume gehört, um gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Die digitale Transformation ist jedoch weit mehr als nur Breitband- und Mobilfunkausbau. Sie umfasst insbesondere und in erster Linie vielfältige Anwendung in verschiedensten Bereichen, wie Home-Office, Co-Working, Online-Handel und mobile Dienstleistungen, um nur einige typische Beispiele zu nennen.
Entsprechend breit ist das Einsatzfeld für digitale Lösungen in der ländlichen Entwicklung. Es reicht von reinen Informationsangeboten über die Organisation von Mobilität und sozialen Diensten bis hin zu neuen Formen der Beteiligung und Partizipation. Letztere können vor allem die soziale Dorfentwicklung und den Aufbau sorgender Gemeinschaften wirkungsvoll unterstützen. Ferner eröffnet die digitale Transformation vor allem für die wachsenden wissensbasierten Dienstleistungen ein ortsunabhängiges Arbeiten und damit völlig neue Möglichkeiten gerade auch für die sogenannten strukturschwachen ländlichen Regionen. In diesem Sinne kann durchaus von einem neuen Chancenraum gesprochen werden, und zwar sowohl für die beruflichen Möglichkeiten als auch für das dörfliche Gemeinschaftsleben bis hin zur täglichen Versorgung und Mobilität.
Es ist allgemein bekannt, dass für viele digitale Anwendungen eine Ortschaft – sprich ein Dorf – oder eine Gemeinde zu klein und ein größerer Kontext zwingend notwendig ist. Dies erfordert zwangsläufig eine interkommunale Zusammenarbeit und führt zur Digitalisierung als Thema der Integrierten Ländlichen Entwicklung. Die volle Ausschöpfung des Potenzials setzt jedoch auch den Abbau von Berührungsängsten bei den Anwendern, vor allem bei der älteren Bevölkerung voraus sowie die Stärkung von Digitalkompetenzen und die Aktivierung der Kommunen. Denn schätzungsweise rund die Hälfte der ländlichen Gemeinden in Deutschland hat noch keine digitale Strategie bzw. über die eigene Homepage hinausgehende konkrete Anwendungen. Modell- und Demonstrationsvorhaben kommen daher eine besondere Bedeutung zu, um digitale Anwendungen weiter auszubauen und flächendeckend in die Praxis zu bringen. Damit sind das Thema und der Ansatzpunkt der Tagung umrissen, die in bewährter Weise zweistufig aufgebaut war.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen der Digitalen Transformation mit ihren Visionen und vielfältigen Chancen für die ländliche Entwicklung. Dabei wurde die Digitalisierung von grundsätzlichen Überlegungen bis hin zu konkreten Anwendungen in den Blick genommen, aber auch die Grenzen und Risiken für das Gemeinschaftsleben und den dörflichen Zusammenhalt thematisiert und diskutiert.
Am zweiten Tag ging es dann vornehmlich um die Anwendung und Umsetzung anhand konkreter Beispiele. In den Vorträgen standen die Bereiche Daseinsvorsorge, Mobilität und Existenzgründung im Fokus der Betrachtungen. In diesem Zusammenhang wurden auch erfolgreiche Projekte der bayerischen Initiative HeimatUnternehmen vorgestellt. Hierbei handelt es sich um offene Netzwerke, in denen sich Menschen mit unterschiedlichsten Projekten zusammentun, um sich gegenseitig bei der Umsetzung von Firmengründungen zu beraten, zu coachen und somit zu unterstützen. HeimatUnternehmende haben von ihrem Engagement jedoch nicht nur einen persönlichen Nutzen, denn sie machen auch ihr Dorf, ihre Gemeinde und ihre Region vielfältiger, lebendiger und attraktiver.
Das Echo der Tagung war durchweg positiv und die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet – darunter etwa zwei Fünftel DLKG-Mitglieder – verdeutlichten die Relevanz der Thematik für die Entwicklung ländlicher Räume. Nachfolgend sind die Präsentationen wiedergegeben und in den Tagungsunterlagen finden Sie das vollständige Tagungsprogramm und die Kurzfassungen der einzelnen Vorträge. Anfang des Jahres 2024 erscheint der Tagungsband mit den ausführlichen schriftlichen Ausarbeitungen aller Fachvorträge als Heft 20/2023 in der Schriftenreihe der DLKG.
Am dritten Veranstaltungstag rundeten traditionsgemäß drei Exkursionen die Tagung ab und führten insgesamt rund 60 Teilnehmende zu unterschiedlichen Projekten der ländlichen Entwicklung (Wald- und Weinbergneuordnung, Dorferneuerung, Dorfläden) und digitalen Transformation (Smarte Gemeinden, Smarte.Land.Regionen) sowie zu Netzwerken und Firmengründungen in der bayerischen Initiative HeimatUnternehmen.