Landeskultur und ländliche Regionalentwicklung

20. Bundestagung vom 29. September bis 1. Oktober 1999 in Münster, Nordrhein-Westfalen

Entsprechend dem Bericht der Mitgliederversammlung und Vorstandssitzung vom 06.10.1998 in Veitshöchheim fand unsere 20. Jahrestagung in der Zeit vom 29. September bis 1. Oktober 1999 in Münster zum Thema "Landeskultur und ländliche Regionalentwicklung" statt. Die örtliche Organisation erfolgte durch die DLKG-Regionalgruppe Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter der Organisationsleitung von Frau Prof. Dr. Ulrike Grabski-Kieron (Stellvertreterin des Vorstandes der DLKG) WWU Münster, Institut für Geographie, Abteilung Orts-, Regional- und Landesentwicklung/ Raumplanung und Herrn Prof. Dr. Gerd Schulte, WWU Münster, Institut für Landschaftsökologie, Abteilung ökologische Planung.

Leitgedanke und Ziel der Tagung:

Die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Regionen liegt in der Nachhaltigkeit ihrer strukturellen und funktionalen Entwicklung begründet. Ländliche Regionalentwicklung steht damit vor der Herausforderung, die Qualität der natürlichen Ressourcen und die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter zu wahren und dabei gleichzeitig die wirtschaftliche Tragfähigkeit der ländlichen Regionen so-wie die soziale Verträglichkeit des Struktur- und Funktionswandels zu fördern. Der Landeskultur kommt in diesem Aufgabenfeld ein wesentlicher Stellenwert zu. Mit dem Tagungsthema "Landeskultur und ländliche Regionalentwicklung" hat sich die DLKG an den aktuellen Fragen und zukunftsorientierten Konzepten zur Entwicklung der ländlichen Räume beteiligt. Als wissenschaftliche Gesellschaft mit der Zielsetzung, die Landeskultur in den Bereichen von Forschung und Praxis zu fördern, ist die DLKG inhaltlich gänzlich eingebunden in alle Problembereiche der Entwicklung ländlicher Räume. Dabei besteht insbesondere Handlungsbedarf in dem Bereich einer sachgerechten Entscheidungsfindung zur Gestaltung und Nutzung der ländlichen Räume aus ökonomischer wie ökologischer Sicht, darüber hinaus auf dem Feld der Wechselwirkungen von Landeskultur und Bodennutzung (speziell in Verbindung mit der Bodenschutzgesetzgebung). Vorrangig sind daher Anwendungen und zukunftsfähige Konzepte zur ländlichen Regionalentwicklung vorgestellt und diskutiert worden. Die Tagungsteilnehmer waren Akteure aus Politik, Planung und Wirtschaft auf dem Lande.

Was die Presse schreibt:

Westfälische Nachrichten, 1. Oktober 1999
Naturschutz-Projekte reichen nicht aus. Wissenschaftlicher setzen auf Integration
-st- Münsterland.

Vertrags-Naturschutz, wie er in Nordrhein-Westfalen und vor allem im Münsterland gepflegt wird, ist nicht der einzige Weg, die klassischen Konkurrenten Landwirtschaft und Naturschutz zu versöhnen. Bei allem, was dabei erzielt wurde – es reicht nicht aus, machte Dr. Armin Werner, Vorsitzender der Deutschen Landeskulturgesellschaft, deutlich. Aktionen – wie das Feuchtwiesenprogramm oder die Vereinbarung über den kontrollierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Einzugsgebiet des Halterner Stausees hätten ausgrenzenden Charakter; hier sozusagen eine Insel mit großem Naturschutz-Potenzial und daneben Räume mit hochintensiver Landwirtschaft. Die Landeskulturgesellschaft sucht in einer gemeinsam mit den münsterischen Universitätsinstituten für Geografie und Landschaftsökologie getragenen Veranstaltung noch bis heute in Münster Modelle, wie sich ländliche Räume auf lange Sicht gesehen verträglich entwickeln lassen. Dabei setzen die Wissenschaftler auf Integration. Alle Entscheidungsträger müssen mit allen Akteuren an einen Tisch, forderte Werner vor der Presse. Statt abgegrenzte Einzelprojekte seien Abstimmungen großräumiger in die Region zu bringen, sagte Professor Dr. Gerd Schulte vom Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster, und gab zu bedenken, dass Landschaft vom Menschen gestaltet wird. So müsse es das Ziel sein, das Park- und Wasserburgen-Münsterland zu erhalten und darin der Landwirtschaft und den Zielen des Naturschutzes Platz zu geben. Dabei könnte die Aktion Münsterland eine Rolle spielen, meine Professorin Dr. Ulrike Grabski-Kieron vom Institut für Geografie. Außerhalb staatlicher Organisationen – und deswegen vielleicht wirkungsvoller.

Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, 7. Oktober 1999
Münsterland als Vorbild

Wissenschaftler, Landschaftsökologen, Planer und Behördenvertreter diskutierten in Münster über Entwicklungsperspektiven der ländlichen Räume Die Frage ist schon spannend, wie sich die ländlichen Räume in Deutschland in den nächsten 10 bis 15 Jahren vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung (Öffnung der Agrarmärkte, Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte usw.) entwickeln. Mit Modellen der Zukunft beschäftigten sich 140 Wissenschaftler, Landschaftsökologen, Planer und Behördenvertreter Mitte letzter Woche auf der 20. Tagung der Deutschen Landeskulturgesellschaft (DLKG) in Münster, die gemeinsam mit der Universität Münster (Institute für Geografie und Landschaftsökologie) durchgeführt wurde. Zahlreiche Teilnehmer kamen aus den neuen Bundeländern, bei denen in punkto Landschaftsökologie, Dorferneuerung und Naturschutz gewiß viel größerer Handlungsbedarf als in den alten Ländern besteht. Einig waren sich die Teilnehmer laut DLKG-Vorsitzenden Dr. Armin Werner in einem Punkt: Die von der Gesellschaft geforderten Ziele (mehr Naturschutz, Erhalt der Kulturlandschaft) sollte man nicht mit staatlichem Zwang (Ordnungsrecht) durchzusetzen versuchen, vielmehr sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Gerade das Münsterland biete dafür viele gute Beispiele: Das seit 1985 bestehende Feuchtwiesenschutzprogramm, die Wasserkooperation im Stevergebiet sowie die Flurbereinigung in Lüdinghausen seien vorbildliche Beispiele, wie man in einer agrarisch intensiv genutzten Landschaft auch die Ansprüche des Naturschutzes, des Wasserschutzes sowie der Bevölkerung (neue Baugebiete, Hochwasserschutz, Straßenbau) realisieren kann.

Münstersche Zeitung, 1. Oktober 1999
Tagung Landeskultur und ländliche Regionalentwicklung Konzepte für Agrarlandschaften
Münster (ESD) -

Die Frage nach einer neuen Balance zwischen den ökonomischen Interessen der Landwirte und der ökologisch orientierten Entwicklung unserer Kulturlandschaft steht im Mittelpunkt einer interdisziplinären Tagung: über das Schwerpunktthema: "Landeskultur und ländliche Regionalentwicklung" debattieren derzeit im Schloss über 130 Experten und Praktiker aus ganz Deutschland. An der Tagung sind die Deutsche Landeskulturgesellschaft (DLKG), das Institut für Geografie sowie das Institut für Landschaftsökologie der WWU beteiligt. Landschaftsökologen, Planer, Geografen und Agrarwissenschaftler beraten in Vorträgen, Diskussionen und Exkursionen Möglichkeiten einer nachhaltigen Regionalentwicklung. Das Augenmerk richtet sich insbesondere auf die intensiv genutzten Agrarlandschaften, beispielsweise das Münsterland, wie Dr. Armin Werner, Vorsitzender der DLKG erläuterte: "Hier entstehen Konflikte zwischen der Notwendigkeit einer intensiven landwirtschaftlichen Bodennutzung einerseits und den Bedürfnissen der Bürger andererseits." Flächen sind eben nicht nur Wirtschaftsräume, sondern zugleich auch Wohn-, Lebens- und Erholungsräume der in ländlichen Regionen lebenden und arbeitenden Menschen. Zugleich besitzen sie wichtige ökologische Funktionen für den Schutz von Pflanzen und Tieren. Dieser Konflikt lässt sich nach den Worten von Prof. Dr. Ulrike Grabski-Kieron vom Geografischen Institut der WWU nur auf kooperativer Basis lösen: "Mit den betroffenen Landwirten, den Behörden, Raumplanern und anderen Interessenvertretern müssen wir vor Ort am Runden Tisch nach Ausgleichsmöglichkeiten suchen." Dabei sei es nicht sinnvoll, die Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft gegeneinander auszuspielen, betonte Prof. Dr. Gerd Schulte vom Institut für Landschaftsökologie der WWU. Er verwies darauf, dass eine strikte Trennung zwischen intensiv genutzten Flächen einerseits und ökologischen "Paradiesen" andererseits auf die Dauer nicht sinnvoll sei: "Integrative Konzepte müssen die Segregation ergänzen", forderte Schulte. Häufig sei schon die Beseitigung von Wissensdefiziten hilfreich: "Mehr ökologische Nachhaltigkeit kann schon dadurch erzielt werden, dass beispielsweise modernste Techniken zur Ermittlung des genauen Bedarfs an Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz kommen.