Verleihung des Förderpreises 2020

an B.Sc. Anna-Lena Zimmer für ihre Bachelorarbeit
Erstellung eines GIS Landespflege für die Flurbereinigungsverwaltungen in Rheinland-Pfalz und Hessen

von links: Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann (Vorsitzender der DLKG), Anna-Lena Zimmer (die Preisträgerin) und Axel Lorig (der Betreuer) von links: Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann (Vorsitzender der DLKG), Anna-Lena Zimmer (die Preisträgerin) und Axel Lorig (der Betreuer)

Die Deutsche Landeskulturgesellschaft (DLKG) hat auf ihrer Bundesvorstandssitzung am 23. Oktober 2020 in Kassel den diesjährigen Förderpreis der DLKG an Frau B.Sc. Anna-Lena Zimmer vergeben. Die DLKG würdigt damit die hervorragende wissenschaftliche Leistung ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema "Erstellung eines GIS Landschaftspflege für die Flurbereinigungsverwaltungen in Rheinland-Pfalz und Hessen".

Die Arbeit wurde von Frau Zimmer im Rahmen ihres Bachelorstudiums Geoinformatik und Vermessung an der Hochschule Mainz erstellt und von Ministerialrat a.D. Prof. Axel Lorig betreut.

In seiner Würdigung hob Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, Vorsitzender der DLKG, die besondere Bedeutung der Bachelorarbeit für die landschaftspflegerische Begleitplanung in der Flurbereinigung hervor. Derzeit läuft in sieben Bundesländern die Einführung des Landentwicklungsfachinformationssystems LEFIS zur durchgängigen Bearbeitung von ländlichen Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungs- bzw. Landwirtschaftsanpassungsgesetz. Aktuell ist in LEFIS die Aufstellung des Wege- und Gewässerplanes mit landschaftspflegerischem Begleitplan (Plan nach § 41 FlurbG) noch nicht umgesetzt, sondern lediglich als weitere Ausbaustufe im Gespräch. Ob und wann die Realisierung erfolgt, ist derzeit noch völlig offen. Denn die Planung nach § 41 FlurbG kann durchaus wie bisher in den Ländern weiter durchgeführt werden, weil sich die Beziehungen zwischen dem Plan nach § 41 FlurbG und dem nachfolgenden Flurbereinigungsplan auf wenige beschreibende Tabellen und Festsetzungen für die zukünftige Nutzung vor allem der gemeinschaftlichen und öffentlichen Anlagen beschränken und daher kaum Verbindungen in der graphischen Bearbeitung der beiden Planwerke bestehen. An dieser Stelle setzt die Bachelorarbeit von Frau Zimmer an, um die landschaftspflegerische Begleitplanung nach §41 FlurbG in Hessen und Rheinland-Pfalz zu optimieren sowie aus diesen Erfahrungen heraus einen Vorschlag zum Modellansatz für die Objektartengruppe »Landschaftspflege« in LEFIS zu unterbreiten.

In Hessen wird das GIS GeoMedia, ein Desktop-GIS der Firma Intergraph, und in Rheinland-Pfalz das Rechen- und Zeichenprogramm GRIBS zur Bearbeitung der landschaftspflegerischen Fachdaten eingesetzt, deren Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale von Frau Zimmer eingehend analysiert werden. Eine entsprechende Optimierung der Systeme ist jedoch ausgeschlossen, weil dazu erst die noch offene Frage des weiteren Ausbaus von LEFIS geklärt werden müsste. Daher entwickelt Frau Zimmer auf Basis der quelloffenen und freien Software (Open Source Software) QGIS ein neues kostenneutrales GIS zur Landschaftspflege in der Flurbereinigung, welches die Vorzüge der Vorgehensweisen in Hessen und Rheinland-Pfalz vereint und die Schwächen weitestgehend beseitigt. Damit kann der landschaftspflegerische Begleitplan zum Wege- und Gewässerplan in Zukunft wesentlich effizienter und effektiver erstellt werden, wobei die weitere Handhabung des Planes nach § 41 FlurbG weiterhin wie gewohnt und eingespielt, z. B. mit GeoMedia und GRIBS, erfolgen kann. Abschließend erprobt und verifiziert Frau Zimmer das neue GIS zur Landschaftspflege im Verfahren Mittlere Aar, Amt für Bodenmanagement Marburg, und beweist damit die Pra-xistauglichkeit des von ihr entwickelten Systems.

Durch die Arbeit von Frau Zimmer ist es nun möglich, die Daten zur Landschaftspflege in der Flurbereinigung optimal aufzubereiten, indem insbesondere der ökologische Bestand in einer Gebietserkundung digital erfasst, um weitere Sachdaten zum Biotop- und Artenschutz ergänzt und über individuelle Symbole und Bilder visualisiert werden kann. Hierdurch können nicht nur die Vorkommen und Lebensraumansprüche besser erhoben, sondern auch die Ergebnisse der landschaftspflegerischen Planungen anschaulicher präsentiert werden. In der relativ kurzen Bearbeitungszeit von Ende Mai bis Anfang August 2018 hat Frau Zimmer damit eine wesentliche Innovation zur Landschaftspflege in der Flurbereinigung erarbeitet und bis zur Anwendungsreife entwickelt. Dies ist für eine studentische Abschlussarbeit eine überaus beachtliche Leistung, die der besonderen Erwähnung und Hervorhebung durch den DLKG-Förderpreis 2020 im besonderen Maße verdient. Der Förderpreis der Deutschen Landeskulturgesellschaft wurde im Jahr 2008 ins Leben gerufen und erstmals vergeben, um besonders erfolgreiche Projekte in der Landentwicklung oder herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu würdigen und gleichzeitig als nachahmens-wertes Beispiel vorzustellen. Die auch als Deutscher Landeskulturpreis bekannte Auszeichnung wendet sich damit sowohl an die Praxis der ländlichen Entwicklung in Deutschland als auch an junge Hochschulabsolventen mit ihren Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Landeskultur.

Karl-Heinz Thiemann, Vorsitzender der DLKG