15. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung
„Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land!“
sowie gemeinsames Fachforum der Arge Landentwicklung und der DLKG „Engagement – die tragende Säule der ländlichen Entwicklung“

26. und 27. Januar 2022

Bericht:

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Thiemann
Vorsitzender der DLKG

Unter dem Motto „Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land!“ fand am 26. und 27. Januar 2022 das 15. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung statt. Aufgrund der Pandemielage wurde das Forum erneut rein digital durchgeführt. Mit einer Teilnehmerzahl von insgesamt über 2.800 Personen und rund 120 Referentinnen und Referenten hatte die Veranstaltung ein bundesweit großes Echo. Zwei Tage lang wurden im größten nationalen Forum für Fragen der ländlichen Entwicklung Impulse geben, wie aktuelle Herausforderungen für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt auf dem Land bewältigt werden können. Über die digitale Veranstaltungsplattform konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer austauschen sowie sich an Diskussionen und einer intensiven Wissensweitergabe beteiligen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte in seiner Eröffnung, dass das Ehrenamt gute Rahmenbedingungen und verlässliche Infrastrukturen benötige. Wer vor Ort Verantwortung übernimmt und sich aktiv für den Zusammenhalt einsetzt, müsse gestärkt und unterstützt werden. Hierzu sagte der Minister: „Millionen Menschen in unserem Land sind nach Feierabend in der Nachbarschaftshilfe aktiv, engagieren sich am Wochenende in Sportvereinen oder setzen sich in ihrer Freizeit für eine offene Willkommenskultur ein. Ehrenamtliche sind wahre Alltagshelden. Sie stemmen gemeinsam Projekte und übernehmen Verantwortung, damit der Laden läuft. Sie gestalten, anstatt zu spalten. Das verdient Anerkennung und braucht Unterstützung. Wo es geht, müssen wir den Ehrenamtlichen den Rücken freihalten.“

Partnerland des Zukunftsforums war in diesem Jahr das Königreich Schweden. Die schwedische Ministerin für Ländliche Angelegenheiten, Anna-Caren Sätherberg, wurde live zugeschaltet und teilte ihre Erfahrungen mit, wie auch dünn besiedelte Räume den Menschen eine attraktive Zukunft bieten können.

Anschließend fanden in vier Blöcken insgesamt 30 Fachforen statt, in denen sich Interessierte und Akteure der ländlichen Entwicklung vernetzen und ihre Erfahrungen austauschen konnten. Hierbei waren die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (Arge Landentwicklung) und die Deutsche Landeskulturgesellschaft (DLKG) am Mittwoch, den 26. Januar 2022 von 16:00 bis 18:00 Uhr mit dem Thema „Engagement – die tragende Säule der ländlichen Entwicklung“ überaus erfolgreich vertreten, was die Zahl von rund 150 Teilnehmenden am Fachforum verdeutlicht.

Die gemeinsame Veranstaltung zeigte anhand von Beiträgen aus der Wissenschaft und Praxis anschaulich auf, wie die Landentwicklung die Beteiligung der Zivilgesellschaft und den Wandel des bürgerschaftlichen Engagements mit ihren Instrumenten zukunftsgerecht begleiten und wirkungsvoll unterstützen kann. Das Programm umfasste im Einzelnen:

  • Begrüßung und Einführung; Dr. Harald Hoppe, Vorsitzender der Arge Landentwicklung
  • Ehrenamtliches Engagement – eine tragende Säule der ländlichen Entwicklung?: Prof. Dr. Alexandra Weitkamp, Professorin für Landmanagement an der Technischen Universität Dresden
  • Regional. Engagiert. Motiviert. Engagement als Sozialkapital in ländlichen Räumen: Melanie Kossatz, Spreewaldverein e.V., Brandenburg
  • Regionalbudget – eine Erfolgsgeschichte der Integrierten Ländlichen Entwicklung: Stefanie Dümig und Julia Gerstberger, ILE-Koordinatorinnen, Amt für Ländliche Entwick-lung Unterfranken, Bayern
  • Verein meets Ehrenamt – Das LEADER-Projekt „HelferInnen-App“ des KulturSchock e.V.: Clarissa Zell, LEADER-Region LenneSchiene, Nordrhein-Westfalen
  • Podiums- und Plenumsdiskussion mit allen Referentinnen und Referenten
  • Verabschiedung und Schlussworte: Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, Vorsitzender der DLKG

Die Vorträge und gemeinsame Diskussion brachten deutlich zum Ausdruck, dass das bürgerschaftliche Engagement und das Ehrenamt in den ländlichen Räumen eine große Bedeutung für das gemeinschaftliche Zusammenleben sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Die ländlichen Räume können von ihrem starken Sozialkapital profitieren, das heißt von Menschen, die innovative Ideen haben und nachhaltige Aktivitäten entwickeln, um das Leben in den Dörfern attraktiver und lebenswerter zu machen. Obwohl sich für die Besetzung von Funktionen in tradierten Vereinsstrukturen immer schwerer Engagierte finden lassen, ist die Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement in Projektzusammenhängen groß und nimmt weiter zu.

Dies gilt es als Ansatz zu nutzen, um den aktuellen Herausforderungen wirksam zu begegnen. Denn das ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Engagement unterliegt schon seit Längerem gesellschaftlichen Veränderungen und erfährt einen tiefgreifenden Wandel. Notwendig ist vor allem eine weitere Stärkung der Zivilgesellschaft, um neben dem Staat und kommunalen Einrichtungen Verantwortung für die Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen wahrzunehmen. Jedoch dürfen die ehrenamtlichen Akteure dabei nicht überfordern oder gar bevormundet werden. Zur Stärkung und Unterstützung des zivilgesellschaftlichen Enga-gements ist neben der professionellen und finanziellen Unterstützung auch eine an den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung orientierte verbesserte Vernetzung erforderlich.

Im Fachforum der Arge Landentwicklung und DLKG kam deutlich zum Ausdruck, dass die Landentwicklung die Beteiligung der Zivilgesellschaft und den anstehenden Wandel des bürgerschaftlichen Engagements mit ihrem Instrumentarium zukunftsgerecht begleiten und problemorientiert unterstützen kann. In diesem Zusammenhang wurde als eine wesentliche Stärke der Landentwicklung die umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Entwicklungsprozessen hervorgehoben. Sie ermöglicht die von der Gesellschaft erwartete Beteiligung und Stärkung der Zivilgesellschaft an den Entwicklungsprozessen. Um diesem Stellenwert auch in Zukunft gerecht werden zu können, sind die Nutzung, Weiterentwick-lung und finanzielle Ausstattung der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (kurz GAK) als dem wichtigsten nationalen Förderinstrument für die ländlichen Räume konsequent auszubauen. Bereits mit geringen finanziellen Mitteln, wie derzeit vor allem im Rahmen von Regionalbudgets praktiziert, können bür-gerschaftliche Aktivitäten gefördert sowie neue Impulse des Ehrenamtes angeregt und unterstützt werden.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass das vollständige Programm und die Dokumentation aller Zukunftsforen seit 2008 auf Zukunftsforum Ländliche Entwicklung zu finden sind. Hier sind auch die Präsentationen zu den genannten Vorträgen des Fachforums eingestellt.